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Der Klimawandel macht auch vor dem Sport nicht halt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählen Sportler*innen zu den besonders betroffenen Risikogruppen für klimabedingte Gesundheitsrisiken. Egal ob Sport im Freien oder in der Halle – jede Sportart, jeder Verband, jeder Verein und jede*r Sportler*in wird künftig immer mehr mit den direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sein. Dies gilt für den Profisport ebenso wie für den Breitensport, Zuschauer*innen und Offizielle. Sportler*innen sowie die im DOSB organisierten Institutionen sollten die zu erwartenden Klimaveränderungen und daraus resultierenden Gesundheitsrisiken kennen, um präventiv im Trainings- und Wettkampfalltag handeln zu können. Im Folgenden informieren wir Sie über den aktuellen Forschungsstand, gegliedert in die u.a. vom Robert Koch-Institut (RKI) erarbeiteten Risikofelder.

Als direkte Auswirkungen auf den Sport gelten Hitzerisiken, Risiken durch Extremwetterereignisse und durch UV-Strahlung. Als indirekte Auswirkungen des Klimawandels sind im Sport Atemwegsrisiken (durch Ozon, Feinstaub und Pollen), Infektions- und Vergiftungsrisiken (z.B. durch Zecken und Stechmücken sowie durch wasserbezogene Infektionen) sowie mentale Risiken relevant. In Zusammenarbeit mit Professor Dr. Sven Schneider, der zum Thema „Klimawandel im Sport“ an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg forscht, haben wir für Sie neben grundlegenden Informationen auch individuelle Verhaltenstipps für Sportler*innen und mögliche Anpassungsmaßnahmen für Vereine und Verbände zusammengestellt.

Klimabedingte Gesundheitsrisiken

Klimabedingte Gesundheitsrisiken

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Risiken für den Sport 

Der Klimawandel ist mit einem Anstieg der allgemeinen Durchschnittstemperatur verbunden. Für den Sport besonders bedeutsam ist die ebenfalls absehbare Zunahme massiver und kurzfristiger Hitzewellen. Anders als andere Risikogruppen (wie Senior*innen, multimorbide Patient*innen und Kleinkinder) können sich Sportler*innen vor allem im Freien der Hitze kaum entziehen. Bei Training unter Hitze entsteht im Körper Hitzestress. Geht dies mit einer hohen Luftfeuchtigkeit einher, wird die Schweißabgabe und damit die Hitzebalance besonders gefährdet. Gerade körperliche Anstrengung bei großer Hitze gilt als Risikofaktor für verschiedene Hitzeerkrankungen. Ebenso belasten im Innenbereich schlecht klimatisierte Trainingsstätten das Herz-Kreislauf-System, das Atemsystem und den Stoffwechsel. Besonders gefährlich ist dabei – auch und gerade im Sport - der Hitzschlag. Symptome hierfür sind u.a. heiße und trockene Haut, Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit bis hin zu lebensbedrohlichen Schockzuständen. Ein Hitzschlag ist ein medizinischer Notfall.

 

Individuelle Verhaltenstipps für Sportler*innen

  • Bereits während sowie nach dem Training ausreichend trinken
  • Sportaktivitäten in die Morgen- oder Abendstunden verlegen
  • Zusätzliche Trinkpausen im Schatten einlegen
  • Sprühflaschen, feuchte Handtücher und Kühlpads nutzen
  • Atmungsaktive Kleidung tragen
  • Bei akuter Erkrankung (etwa Magen-Darm- oder Fiebererkrankung) nicht trainieren
  • Auf den Konsum von Alkohol verzichten

Hinweise für Trainer*innen

  • Trainingszeit, -umfang und -inhalt anpassen = weniger Ausdauer und mehr Koordination oder Taktik trainieren
  • Akut Erkrankte (etwa mit Magen-Darm- oder Fiebererkrankungen) vom Sport ausschließen
  • Kinder sowie chronisch kranke Menschen (u.a. Sportler*innen mit Diabetes) besonders beobachten
  • Intermittierende, gemeinsame Trinkpausen mit Pulskontrollen und Abfrage typischer Warnzeichen und Symptome von Hitzebeschwerden einlegen

Mögliche Anpassungsmaßnahmen durch Verbände und Vereine

  • Training, Wettkämpfe und Trainingslager zeitlich und / oder örtlich verlegen (z.B. nach innen sowie Umstellung auf abendliche Flutlichtwettkämpfe)
  • Natürliche und künstliche Beschattung (auch für Zuschauer*innen und Kampfrichter*innen) schaffen
  • Frei zugängliche Wasserspender installieren
  • ‚Cooling-Areas‘ (Kabinen und Sanitäranlagen) zum Wasserauffüllen, Abkühlen und Duschen zugänglich machen und ausschildern
  • Bei Großereignissen Anreise und Veranstaltungsablauf an die aktuellen klimatischen Bedingungen anpassen 
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Risiken für den Sport

Extremwetterereignisse führen zu höheren Unfall- und Verletzungsrisiken im Sport. Dazu zählen Starkregen, Sturm und Astbruch, die für Athlet*innen (wie im Kanu-, Lauf- und Radsport) eine unmittelbare Unfallgefahr darstellen. Im Berg- und Skisport entstehen aufgrund auftauender Permafrostgebiete und häufigerer Starkregen- und Starkschneeereignisse in allen Höhenlagen boden- und luftgebundene Unfallrisiken (z.B. Wetter-, Eis-, Fels- und Bergstürze, Steinschläge, Hangrutsche, Lawinen und Hochwasser). Im Wassersport können akute Extremwetterereignisse (Flusshochwasser und -niedrigwasser) zu unkalkulierbaren Strömungsgeschwindigkeiten, verdichteten Schifffahrtsrinnen, überschätzten Wassertiefen und entfallenen Umtrage-, Ein- und Ausstiegsstellen führen. Neben solchen akuten Ereignissen verändern extreme Wetterlagen auch mittel- und langfristig die Gefahrenlage: So bestehen vermehrt Verletzungsrisiken im Ballsport durch ausgetrocknete Rasenflächen und dürrebedingte Unebenheiten sowie im Bergsport durch erosionsbedingte Topographieänderungen (unerwartet erhöhte Schwierigkeitsgrade von Berg- und Klettertouren).

 

Individuelle Verhaltenstipps für Sportler*innen

  • Ausreichend geladenes Smartphone mitführen
  • Bereits vor dem Training über gefährliche Wetterlagen informieren (z.B. über die WarnWetter-APP des Deutschen Wetterdienst oder die Warn-APP Nina)
  • Je nach Gefahrenlage gefährdetes Gelände wie Wälder oder Freiflächen meiden
  • Trainingseinheiten rechtzeitig abbrechen

Hinweise für Trainer*innen

  • Bei Unwettergefahr Training und Wettkampf rechtzeitig absagen, um auch Risiken durch Blitzschlag bei An- und Abfahrt zu vermeiden
  • Training im Freien in oder zumindest in die Nähe von blitzsicheren Gebäuden verlegen
  • Je nach Gefahrenlage gefährdetes Gelände wie Wälder oder Freiflächen meiden
  • Sportler*innen auf sportartspezifische Sicherheitsstandards und Regularien hinweisen
  • Rollenzuweisungen und Verantwortlichkeiten für Notfälle klären

Mögliche Anpassungsmaßnahmen durch Verbände und Vereine

  • Bau und Ausweisung von Blitzschutzhütten und -räumen veranlassen
  • Klare Kriterien und Regularien zur Absage, Unterbrechung und Abbruch von Spielen und Wettkämpfen einführen
  • Ablaufpläne für Extremwetterereignisse aufstellen (Notfallpläne)
  • Ausreichenden Versicherungsschutz für Material- und Personenschäden sicherstellen
  • Regelmäßige Begehung der Trainingsbereiche bzw. -gelände implementieren (z.B. als Risiko-Audits)
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Risiken für den Sport

Im Zuge des Klimawandels sind viele Sportler*innen vermehrt den schädlichen Wirkungen des Sonnenlichts ausgesetzt. Erstens hat die Intensität der UV-Strahlung hierzulande durch das Ozonloch deutlich zugenommen. Zweitens haben wir in Deutschland im Zuge des Klimawandels mehr sonnige Tage und eine insgesamt längere Sonnenscheindauer. Drittens verlängert sich durch die milderen Winter die Saison im Freien. Zusammengenommen dürfte sich somit für viele Sportler*innen die Jahresdosis schädlicher UV-Strahlen deutlich erhöhen. Dies ist mit kurzfristigen ebenso wie mit mittel- und langfristigen Gesundheitsrisiken verbunden. Akutes Gesundheitsrisiko ist der Sonnenbrand. Zusätzlich ergeben sich chronische Folgen langjähriger trainings- und wettkampfbedingter UV-Exposition: Zum einen eine schnellere Lichtalterung der Haut (Photoaging) und zum anderen verschiedene Formen des Hautkrebses (z.B. maligne Melanome) mitsamt seinen Vorstufen. Zudem kann UV-Strahlung unter hoher Schneereflexion (z.B. im Wintersport) zu wiederkehrendem Lippenherpes führen.

 

Individuelle Verhaltenstipps für Sportler*innen

  • Sonnenbrille, Sonnenschutz, langärmelige oder zumindest Schulter bedeckende Trainingskleidung und Kopfbedeckung nutzen
  • Rechtzeitig - etwa 30 min vor Wettkampf oder Training - schweißresistentes Sonnenschutzmittel mit einem ausreichenden Lichtschutzfaktor (LSF ab 30, bei Kindern LSF ab 50) auftragen
  • Lippencreme mit UV-Schutz verwenden
  • Mittagssonne meiden

Hinweise für Trainer*innen

  • Sportler*innen mit UV-zertifizierter Trainingskleidung (z.B. Trikotsätze) ausstatten
  • Bei hohem UV-Index Training nach innen, z.B. in die Sporthalle verlegen
  • Pausen in den Schatten oder Training in schattige Gebiete (wie den Wald) verlegen
  • Pausen zum gemeinsamen Nachcremen einlegen
  • Vor allem Kinder beim Eigenschutz unterstützen
  • Informationen zum UV-Gefahrenindex finden Sie beim Deutschen Wetterdienst

Mögliche Anpassungsmaßnahmen durch Verbände und Vereine

  • Natürliche und künstliche Beschattung schaffen (inklusive der Bereiche für Zuschauer*innen und Kampfrichter*innen)
  • Mobile Sonnenschirme (in Coachingzonen, bei Trainer*innenbänken und Kampfrichter*innenbereichen) aufstellen
  • Spender für Sonnenschutzmittel installieren
  • Saisonale Winterpausen verkürzen und Sommerpausen verlängern
  • Regelwerk anpassen, um textilen UV-Schutz (z.B. Kopfbedeckungen) im Wettkampf zu erlauben
  • UV-Schutzpakete (inklusive Sonnenschutzmittel, Kopfbedeckung, Lippenschutz etc.) auf Veranstaltungen und Wettkämpfen ausgeben
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Risiken für den Sport

Aufgrund ihres erhöhten Atemminutenvolumens sind insbesondere Ausdauersportler*innen im Zuge des Klimawandels mit zunehmenden Atemwegsrisiken konfrontiert. Längere Hitzeperioden führen beispielsweise zu höheren Ozonwerten. Ozon führt in der Lunge zu Entzündungsprozessen und macht den Körper gegenüber Infektionen anfälliger. Insbesondere bei sportlicher Ausdauerbelastung kann dies zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion, Schleimhautreizungen, Husten, Müdigkeit und reduzierter Leistungsfähigkeit führen. Künftig dürften sich auch Wetterlagen häufen, die mit einer erhöhten Feinstaubbelastung verbunden sind - mit ähnlichen Folgen für die Lungenfunktion. Ultrafeine Partikel können außerdem in den Blutkreislauf gelangen und Organsysteme schädigen. Zudem kommt es im Zuge des Klimawandels zu einem früheren Beginn und zu einem späteren Ende des Pollenflugs, zu höheren Pollenkonzentrationen und zu einer stärkeren Pollenallergenität. Darüber hinaus begünstigen die klimatischen Veränderungen die Ausbreitung von gebietsfremden Pflanzen und von tierischen Allergenproduzenten. Beispiele sind die Ambrosia-Pflanze und der Eichenprozessionsspinner.

 

Individuelle Verhaltenstipps für Sportler*innen

  • Tages- und jahreszeitliche Trainingsplanung an Ozon- und Feinstaubwerten, Pollenkalender und Pollenwarndienst ausrichten
  • Spitzenbelastungen ebenso wie abrupte Wechsel zwischen Ruhe und Belastung vermeiden
  • Training bei allergischen Reaktionen oder Atemnot durch Asthma abbrechen
  • Ärztliche Abstimmung zu medikamentöser Allergie-Therapie, da einige Asthmamedikamente auf der Liste der Welt-Doping-Agentur stehen

Hinweise für Trainer*innen

  • Bei hoher Ozonbelastung Ausdauertraining auf den Vormittag verlegen
  • Laufstrecken und -zeiten bei hoher Luftbelastung verkürzen
  • Bei hoher Pollenbelastung auf moderates Auf- und Abwärmen achten
  • Intermittierende gemeinsame Pausen mit Abfrage typischer Warnzeichen (z.B. Asthma-Symptome, „pfeifender“ Atem, Husten und Atemnot)
  • Ärztliche Abstimmung bei der Betreuung von Leistungssportler*innen mit medikamentöser Allergie-Therapie, da einige Asthmamedikamente auf der Liste der Welt-Doping-Agentur stehen
  • Hinweis an die Sportler*innen zu Beratung im Rahmen der Sporttauglichkeitsuntersuchung
  • Verlässliche und aktuelle Informationen zur Luftqualität gibt es in der kostenlosen und werbefreien Android- und iPhone-App „Luftqualität“ des Umweltbundesamtes (UBA)

Mögliche Anpassungsmaßnahmen durch Verbände und Vereine

  • Maschinenparks auf Elektromobilität umstellen, um lokale Feinstaubbelastung zu reduzieren
  • Auf abgasintensive Geräte und Maschinen verzichten
  • Auf hypoallergene Begrünung und Baumarten achten, Verzicht auf Birken, Erlen und Haselbäume 
  • Wettkampfspezifische Luftbelastung durch abseitige Streckenführung und weiträumige Sperrung für den Verkehr reduzieren
  • Klima-Audits implementieren (zum Aufspüren allergener Pflanzen, Eichenprozessionsspinnern usw.)
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Risiken für den Sport

Im Sport ebenfalls relevant ist die durch den Klimawandel zu erwartende Zunahme von Infektions- und Intoxikationsrisiken. Erstens sind hier vermehrt auftretende Zecken (als Überträger von Lyme-Borreliose und FSME) und heimische sowie gebietsfremde Stechmücken zu nennen. Im Allgemeinen stellt das Sporttreiben in der freien Natur (z.B. Joggen, Nordic Walking, Wandern, Inlinern, Skaten, Reiten) ein erhöhtes Risiko für Zecken- und Mückenstiche dar. Zweitens ergeben sich klimabedingte Infektions- und Vergiftungsrisiken im Wassersport. So können durch Starkregen Abwässer und Schadstoffe in Oberflächengewässer gelangen und durch höhere Wassertemperaturen Erreger wie Cyanobakterien auftreten. Drittens steigen mit der Außentemperatur auch Risiken für Infektionen und Vergiftungen durch Verunreinigungen und Keimbelastungen in Trinkwasser und Proviant.

 

Individuelle Verhaltenstipps für Sportler*innen

  • In Risikogebieten Insektenschutzmittel gegen Zecken und Stechmücken einsetzen
  • Helle und beinabwärts gut abschließende Trainingskleidung tragen
  • Trainingshose in die Socken stecken
  • Unterholz meiden
  • Absuchen und rasches Entfernen von Zecken nach dem Training angewöhnen, ggf. Einstichstelle markieren, beobachten und einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen 
  • Risikoarmen Proviant mitnehmen und bei Verzehr auf Handhygiene achten

Hinweise für Trainer*innen

  • Im Voraus schriftliche Einverständniserklärung zur Zeckenentfernung bei Minderjährigen von Eltern einholen (z.B. vor Trainingslagern, Auswärtsspielen und Wettkämpfen)
  • Im Erste-Hilfe-Set eine Zeckenzange bereithalten
  • Sportler*innen Möglichkeit zur Kühlung des eigenen Proviants ermöglichen
  • Verzicht auf Freiwassertraining bei Belastung durch Bakterien und Schadstoffe
  • Hinweis(e) auf die Möglichkeit der Impfung geben (z.B. gegen FSME)

Mögliche Anpassungsmaßnahmen durch Verbände und Vereine

  • Informationstafeln in den Duschen (u.a. zu Zecken) anbringen
  • Stehende Süßwasserflächen reduzieren (z.B. in Wassergräben)
  • Hygiene-Checklisten für Veranstaltungen und Wettkämpfe aufstellen
  • Bewirtungsangebot an Außentemperaturen anpassen
  • Kühlketten beim Catering implementieren
  • Klima-Audits (z.B. zum Aufspüren stehender Wasserflächen) durchführen
  • Regelmäßige Wasserbeprobung sowie Kriterien zur Sperrung von Gewässern implementieren

Risiken für den Sport

Zunehmend wird erkannt, dass der Klimawandel die mentale Gesundheit von Sportler*innen auf vielfältige Weise zu beeinträchtigen vermag. Zum einen wirken die Klimaveränderungen unmittelbar: So verstärkt Hitze das Stresserleben. Stickoxide und Ozon können Stress- und Angsterleben beeinflussen. Akut erlittene oder erlebte Unfälle (z.B. Unglücke im Wasser-, Berg- und Wintersport) können psychische Störungen (sog. Anpassungsstörungen und affektive Störungen) und Traumata (z.B. posttraumatische Belastungsstörungen) zur Folge haben. Zum anderen können unkalkulierbare Rahmenbedingungen (z.B. häufigere Abbrüche, Absagen und Verschiebungen von Wettkämpfen, ungünstige Wettkampfbedingungen) Motivation und Stresserleben nachhaltig beeinträchtigen.

 

Individuelle Verhaltenstipps für Sportler*innen

  • Training unter Hitze möglichst vermeiden und reduzieren
  • Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken in das Training einbauen
  • In mentalen Belastungssituationen aktiv Hilfe suchen und annehmen

Hinweise für Trainer*innen

  • Kompetitive Trainingsinhalte (= klare Wettkampfausrichtung) um kooperative und sensibilisierende Inhalte ergänzen
  • Den Mythos des „gegen sich und andere harten“ Siegertypus entkräften
  • Besonderes Augenmerk auf vulnerable Sportler*innen richten
  • Verhalten in Gefahrensituationen vorab trainieren

Mögliche Anpassungsmaßnahmen durch Verbände und Vereine

  • Klare Kriterien für Spiel- bzw. Wettkampfabsage, -unterbrechung und -abbruch aufstellen und allen Beteiligten (Kampfrichter*innen, Schiedsrichter*innen, Aktiven, Offiziellen und Zuschauer*innen) rechtzeitig kommunizieren
  • Vorab stets einen Ausweichtermin für abgesagte Wettkämpfe reservieren und kommunizieren
  • Mentale Gesundheit bei der Sporttauglichkeitsuntersuchung stärker berücksichtigen
  • Sportpsychologische Betreuung insbesondere im Spitzensport ausbauen

Diese Informationen wurden vom DOSB zusammen mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sven Schneider (Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg) u.a. unter Verwendung folgender Quellen zusammengestellt:

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  • Baldermann C, Laschewski G, Grooß JU. Auswirkungen des Klimawandels auf nicht-übertragbare Erkrankungen durch veränderte UV-Strahlung. J Health Monit. 2023;8(S4). doi.org/10.25646/11647
  • Baldermann C, Lorenz S. UV-Strahlung in Deutschland: Einflüsse des Ozonabbaus und des Klimawandels sowie Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Bundesgesundheitsbla. 2019;62:639-45. doi.org/10.1007/s00103-019-02934-w
  • Baldermann C, Weiskopf D. Verhaltens- und Verhältnisprävention Hautkrebs. Der Hautarzt. 2020;71(8):572-79. doi.org/10.1007/s00105-020-04613-3
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